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Auerbach u. Umgebung e.V.

Buchbeitrag zum Jubiläum 700 Jahre Stadtrechte Stadt Auerbach                 Beitrag von DIETER MÖLLER

Von wegen Jägerlatein!                                                                                                                                              

Über die bedeutende Rolle der Jägerschaft zu einer Zeit, in der Flora und Fauna mehr als je zuvor Aufmerksamkeit und Hilfe benötigen


2014 in Auerbach. Es war das Jahr, in dem sich die Verleihung der Stadtrechte zum 700. Mal jährte. Völlig verständlich, dass dabei die Kernstadt und ihre Stadtteile im Mittelpunkt aller Aktivitäten stand. Hier fanden die vielfältigen Veranstaltungen statt, hier wurde der Geschichte gedacht und hier wurde natürlich kräftig gefeiert. Dennoch möchte ich die Gedanken bewusst in unsere Umgebung lenken. Gezielt hin zu Wald, Feld und Flur.

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Ein früherer bayerischer Staatsminister hat es vor Jahren auf den Punkt gebracht:

„Mit der Jagd beginnt die Geschichte und Kultur des Menschen. Sie ist seine erste, ursprünglichste Erfahrung der Natur. Bis heute lehrt sie uns eine tiefe Achtung vor der Kreatur ...“

Ohne nun einen historischen Exkurs zu beginnen lässt sich feststellen, dass sich dieser zitierte Gedanke wie ein roter Faden durch die gesamte Historie des Jagens zieht.

Was an der Auerbacher Jägerkameradschaft im Jahr 2014 beispielhaft nachvollziehbar ist!

In meiner Funktion als Vorsitzender der „Jägerkameradschaft Auerbach und Umgebung e.V.“ erlebe ich heute diese ursprüngliche Erfahrung der Natur auf eine besonders faszinierende Weise.

Warum?

Weil sich in unserer Gesellschaft, unserer Umwelt, unserem Berufsleben vieles rasant verändert hat. Wir haben in den zurückliegenden Jahrzehnten immer mehr an Tempo zugelegt, immer mehr Termindruck aufgebaut, immer mehr Stress im Alltag akzeptiert.


Einfach zur Ruhe kommen

Tempo. Termindruck. Stress. In allen Lebensbereichen. Mit der logischen Folge, dass kaum einer mehr wirklich Zeit für den anderen hat. Welche Wohltat ist es da, hinaus in die Natur zu gehen, das eigene Revier zu betreten und dort das zu genießen, was es dort noch im Überfluss gibt: Ruhe! Ob Stress und Hektik oder Lärm und Abgase – alles lässt sich eintauschen gegen Natur pur.


Zugegeben, es ist nicht einfach, einem Nicht-Jäger das aus meiner Sichtweise unvergleichbare Erlebnis und die unverzichtbare Verbindung von Natur und Jagd allein mit Worten nahezubringen. Der Ansitz am frühen Morgen, das geduldige Beobachten der Lichtung, das sichere Entscheiden vor dem Schuss – und immer auch das intensive Wahrnehmen des Waldes mit allen seinen Anforderungen an Hege und Pflege. Jäger zu sein bedeutet eben nicht, in erster Linie Beute zu machen. Die Jagd ist nach meiner tiefen Überzeugung stets ein Ausdruck für die enge Beziehung von Mensch und Natur. Jagdliches Brauchtum, also das überzeugte Einhalten jahrhundertealter, erprobter Sitten und Gebräuche, ist wesentlicher Teil dieser Beziehung und soll lebendig bleiben. Dies liegt mir besonders am Herzen.


Traditionen pflegen und dabei zeitgemäß denken


Wie schafft man den Spagat zwischen dem Bewahren von Traditionen und dem Ausleben von aktuellem Zeitgeist? Ich meine, indem man es harmonisch miteinander verbindet! Dies möchte ich gern an zwei Beispielen verdeutlichen. Zum einen mit der Jägerkameradschaft, zum anderen mit der Bläsergruppe.


Zur Jägerkameradschaft.
Dass sich auch die Jäger zu kameradschaftlichen Gruppen zusammenschließen, ist nicht neu. Was die einzelnen Kameraden miteinander verbindet, ist ihr Wille, einen praktischen, nachhaltigen Beitrag zum Erhalt der heimischen Natur zu leisten. Verantwortungsbewusst und mit meist hohem persönlichen Einsatz. Was unser Auerbach betrifft – hier reicht diese Tradition zurück bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Im April 1952 gründeten in Sackdilling 24 Jäger die „Jägerkameradschaft Auerbach und Umgebung e.V.“. Aus heutiger Sicht unter Rahmenbedingungen, die sicher nicht leicht waren, aber mit heutigen Herausforderungen nicht ohne Weiteres vergleichbar sind.

Konkret:
Noch nie war das Umweltbewusstsein der Bevölkerung so ausgeprägt wie heute. Das kommt unserer naturorientierten Einstellung durchaus zu Gute. Auch deshalb, weil die Hege und Pflege, die wir Jäger für Wald und Wild kontinuierlich erbringen, den Menschen besser bewusst wird. Die Tradition wurde dazu in klare, zeitgemäße Gesetze überführt. Oberste Grundlage des Jagdrechts in unserem Land ist das Bundesjagdgesetz. Es wird in unserem Fall durch das Bayerische Jagdgesetz ergänzt. Die hier festgeschriebenen tragenden Säulen unseres Jagdwesens sind einerseits das Reviersystem und andererseits die dem jeweiligen Inhaber des Jagdrechts auferlegte Pflicht zur
Hege. Reviersystem bedeutet dabei, dass die Jagd nur in bestimmten Jagdbezirken möglich ist. Jagdrecht hingegen heißt, dass dessen Inhaber befugt ist, auf einem bestimmten Gebiet wild lebende Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen, zu hegen, auf sie die Jagd auszuüben und sie sich anzueignen. Stets verbunden mit der Pflicht zur Hege. Vor diesem Hintergrund ist unsere „Jägerkameradschaft
Auerbach und Umgebung e.V.“ heute zu sehen. Mit über 60-jähriger Tradition und natürlich auch in 2014 auf der Höhe der Zeit.

Ein aktiver Teil unseres Gemeinwesens sein

Zur Bläsergruppe
und damit zum zweiten Beispiel. Über unsere Bläsergruppe beziehungsweise über das Jagdhornblasen im Allgemeinen sollte man wissen: Jagd und Musik gehören – wissenschaftlich abgesichert – bereits seit vielen Jahrhunderten zusammen. Verschiedenste Jagdsignale existierten bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Im 17. Jahrhundert verdrängte das Jagd- und Waldhorn aus Metall seinen Vorläufer, das so genannte Hifthorn. Und spätestens seit der Barockzeit, als die Jagdmusik bei jagdlichen Festen der Unterhaltung diente, hat die Jagdmusik einen gesellschaftlichen Stellenwert. Musik zur Jagd ist also ein fester Bestandteil unseres Kuturgutes Musik. Es ist ihr gelungen, viele Jahrhunderte Menschheitsgeschichte zu überdauern, sich stetig weiterzuentwickeln und heute nicht nur uns Jägern Freude zu bereiten, sondern allen Menschen, die sich der Natur verbunden fühlen. Kurzum: Der Klang von Jagdhörnern erzeugt einfach spontan eine besondere Atmosphäre. Es ist aus meiner Sicht ein zweites gutes Beispiel dafür, wie sich traditionelle Werte in der Gegenwart pflegen lassen und breite Anerkennung finden. Diese Anerkennung lässt sich konkret und aktuell beschreiben: Die Bläsergruppe, das Aushängeschild der Jägerkameradschaft, spielt seit Jahren auf hohem Niveau und hat im Jahr 2014 erneut eine „Goldwertung“ erzielt, ihre bisher höchste Punktzahl beim Landesbläserwettbewerb!

 

 


 

Den direkten Bezug zur Heimat spüren

In diesem Jahr liegen 62 Jahre „Jägerkameradschaft Auerbach und Umgebung e.V.“ sowie 52 Jahre „Bläsergruppe Auerbach“ hinter uns. Beide sind – nicht nur aus meiner persönlichen Sicht – untrennbar miteinander verbunden und in der heimischen Bevölkerung verwurzelt. Wobei es in der Natur der Sache liegt, dass die Bläser mehr wahrgenommen werden als die Jäger. Schließlich sammeln sie bei ihren öffentlichen Auftritten spontane Sympathien und große Aufmerksamkeit. Ein Umstand, der auch uns Jägern natürlich zu Gute kommt. Das beste Beispiel dafür lieferten die Feierlichkeiten zum doppelten Jubiläum im Jahr 2012. 60 Jahre Jägergemeinschaft und 50 Jahre Bläsergruppe! Rund 200 Bläser lieferten dort sehr beeindruckende Beispiele ihres Könnens. Unter anderem beim Spielen des extra komponierten „Auerbacher Jägermarsches“, in den die für unsere Stadt typischen Elemente „Wiesent tot“ (für das Ur), „Hirsch tot“ (für das Rotwildgebiet) und „Glück auf“ (für die Bergwerkstradition) integriert wurden. Als Initiator konnte ich für diesen Part den österreichischen Jagdkomponisten Johann Hayden gewinnen.


Und noch etwas ist für mich wichtig: Dass wir Waidmänner in unserer, meist ehrenamtlichen Funktion als Naturschützer, als Tierschützer und als Heger anerkannt werden und Teil der Gesellschaft sind. Einen besonderen Ausdruck findet dies bei der jährlichen Hubertusmesse. Sie ist auch in Auerbach ein Höhepunkt des Jagdgeschehens mit starker ethisch-moralischer Prägung. Nur selten ist die Kirche so gefüllt wie bei diesem Gottesdienst und ist die Verbindung von Waidmännern und Geistlichen so intensiv. Gerade das Fürbittengebet zur Hubertusmesse liefert dazu einen überzeugenden Beweis.

 



„Fürbittengebet zur Hubertusmesse“


  1. Herr, Du hast den Menschen den Auftrag gegeben, sich die Erde untertan zu
    machen, sie zu nutzen, aber dabei nicht zu zerstören. Gib uns Jägerinnen und
    Jägern weiterhin Kraft und Stärke für die Erhaltung der heimischen Tierwelt
    und bewahre unser Gefühl für den würdevollen Umgang mit der Natur.


„Wir bitten Dich, erhöre uns“


  1. Herr, Du hast uns die Möglichkeit zur Jagd gegeben und uns zu Jägern und
    Hegern berufen. Erfülle uns in der Ausübung der Jagd mit der Einsicht des
    heiligen Hubertus und unserer bewährten traditionellen Waidgerechtigkeit.


„Wir bitten Dich, erhöre uns"


  1. Herr, wir danken Dir, dass Du uns Jägern in der Begegnung mit Deiner Schöpfung viel Freude schenkst, die anderen verborgen ist. Lass alle Menschen Freude
    an der Natur finden, damit wir die Vielfalt und Schönheit Deiner Schöpfung an
    unsere Nachkommen weitergeben können.


„Wir bitten Dich, erhöre uns“


  1. Herr, in den letzten Jahrzehnten hat sich der Lebensraum der Wildtiere
    zunehmend verändert. Verhindere, dass die Menschen im Streben nach wirtschaftlichem Erfolg die Existenz unserer faszinierenden Tierwelt nicht aufs
    Spiel setzen.


„Wir bitten Dich, erhöre uns“


  1. Herr, von Dir kommen die Zeiten und Räume des Lebens. Schenke allen,
    die in nächster Zeit vor Dein Angesicht treten, einen friedvollen Abschied und
    nimm sie bei Dir auf und gib ihnen eine endgültige Heimat.
    „Wir bitten Dich, erhöre uns“

Was bleibt mir als Fazit für 2014 und die Zukunft zu schreiben?

Ich wünsche mir, dass unser Waidwerk stets die erforderliche Akzeptanz findet.
Dass es uns gelingt, auch weiterhin den artenreichen und gesunden Wildbestand in unserer Naturschönheit „FrankenPfalz“ zu erhalten. Und dass sich dazu der kontinuierliche, interessierte Nachwuchs findet.


Die Organisation der Jagd in Auerbach
nach Jagdgenossenschaften in 2017:

JAGDGENOSSENSCHAFT       JAGDPÄCHTER

Auerbach 1                             Georg Faber
Auerbach 2                             Georg Faber
Auerbach 3                             Anton Fuchs
Degelsdorf 1                           Hubert Bachmann
Degelsdorf 2                           Dr. Heinrich Krodel
Gunzendorf 1                          Klaus Vögle
Gunzendorf 2                          Wolfgang Baumann
Michelfeld                               Günter Späth
Nasnitz                                    Günter Späth
Ranzenthall                             Albert Hasmann



 

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